Goldenes Burma, ja oder nein?

Von WeH · · 2003/07

Die jüngste Repressionswelle in Burma hat die Auseinandersetzung um Urlaubsreisen in die südostasiatische Militärdiktatur verstärkt.

Ende Mai holte das burmesische Militärregime zu einem neuerlichen Schlag gegen die Opposition aus: Eine politische Kundgebung von Führern der „Nationalliga für Demokratie“ (NLD) und ihrer Vorsitzenden Aung San Suu Kyi wurde von Milizionären überfallen, die Friedensnobelpreisträgerin und 18 NLD-Funktionäre verhaftet. Nach Regierungsangaben kamen dabei vier Personen ums Leben, die Opposition spricht von bis zu 100 Toten.
Eine Woche später versicherten zwei Junta-Generäle dem UN-Vermittler Razali, dass Suu Kyi bald freigelassen werde. Der brutale Überfall beendete eine höchst erfolgreiche Tournee der NDL-Führung, die sie im Mai durch das ganze Land geführt hatte – und er beendete auch die Hoffnungen, durch eine sanftere Gangart der Diktatur gegenüber und durch den Tourismus das Land in eine politische Öffnung zu führen.

Die AUA-Tochter Lauda Air kann den zweifelhaften Ruf für sich in Anspruch nehmen, als einzige europäische Fluglinie direkt nach Burma – von der Diktatur in Myanmar umbenannt – zu fliegen. Seit vergangenem November schleust sie TouristInnen in das „unentdeckte Paradies“, wie es die Reiseagenturen und auch die österreichischen Medien unreflektiert anpreisen. Folgerichtig geriet Lauda Air auch in den Mittelpunkt einer Protestaktion der in London ansässigen Burma Campaign, die mittlerweile von 13 Länderorganisationen getragen wird, auch in Österreich.
Seither bewegt die Frage der Sinnhaftigkeit eines Tourismus-Boykotts zumindest die entwicklungspolitischen Gemüter. Das österreichische Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung (respect) wollte diese Frage näher untersuchen und schickte im März zwei Mitarbeiter, Christian Baumgartner und Margit Leuthold, ins südostasiatische „Paradies“. Besser gesagt TaiPan, der größte Burma-Reiseveranstalter, lud die beiden zu einem Lokalaugenschein ein.
Als Ergebnis dieser Reise und zahlreicher Gespräche mit ExpertInnen und OppositionsvertreterInnen in Europa verfassten Baumgartner und Leuthold einen 70-seitigen Bericht (auch in 12-seitiger Kurzfassung erhältlich), in dem sie sich in ausgewogener Form mit den Argumenten für und gegen einen Tourismus nach Burma auseinandersetzen. Ein totaler Boykott des Tourismus sei kein probates Mittel zur Änderung der politischen Situation, schließen die beiden Autoren der Studie – sie plädieren vielmehr für einen „Tourismus mit offenen Augen“. Den Reisenden und der Tourismuswirtschaft empfehlen sie einen kritischen Umgang mit dem Ziel ihrer touristischen Begierde.

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